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INSZENIERUNG Trivial

Inszenierung / UA nach dem Roman von H.J. Schädlich 2008
Trailerpresse
War es eine Gewaltposse wie "Clockwork Orange?" Ein Streich alt gewordener Buben? Ein Lehrstueck ueber die Machenschaften der Herrschenden? Am Ende ist man sicher: Was eineinhalb Stunden unter dem Titel Trivial von fuenf tollen Schauspielern auf die papiergefuellte Buehne des JuTa gebracht wurde, war der grausame Abgesang eines Systems. Dessen ueberlebende Funktionaersclique kommt gleichwohl ohne groessere Schrammen davon. Eine Figur Namens Dogge steht fuer Markus Wolf und ist schon nach sechs Monate wieder in Freiheit. Und wer sich in der Buchvorlage von Hans Joachim Schaedlich Biber nennt, fuehrt heute als Schalck Golotkowski mit dem gerafften Geld von frueher, ein schoenes Leben in Sueddeutschland. Die Dresdner Gruppe norton.commander.productions. bezeichnet ihre neue Produktion als „unseren Beitrag zum 20jaehrigen Jubilaeum der Ereignisse 1989“. Stanley Kubrick und Berthold Brecht standen wohl Pate bei diesem Zerrspiegel der auch sprachlich furchtbar trivialen letzten Stunden eines sich aufloesenden Regimes. Spaetestens wenn die Darsteller voller Inbrunst den alten FDJ Gassenhauer „Sag mir wo du stehst“ schmettern, spuert man was die banale Wahrheit dieses Abends ist. Ein fulminanter Theaterabend deutscher Zeitgeschichte. Rheinische Post
Trivial ist ein Text über die Trivialität menschlicher Verhältnisse und der Machtstrukturen, die aus ihnen hervorwachsen. Er denunziert seine Figuren in der Stunde ihres Niedergangs als erbärmliche Verwalter von Ideen, in deren Namen sie herrschten, ohne selbst an sie zu glauben. Und er wirft die - unausgesprochen bleibende - Frage auf, wie Herrschaft, die sich durch nichts legitimiert als leeres Gerede und ein vages Klima der Angst, von den jeweils Beherrschten hingenommen werden kann.