16/67

INSZENIERUNG Filmkampfmaschine

Inszenierung / Konzept und Umsetzung mit Veit Sprenger 2007
presse
Subversion versus Affirmation, das ist hier die Frage. Die ostentative Aktualisierung und Selbstreferentialitaet, die im postdramatischen Theater laengst ueblich ist, koennte freilich leicht ins Auge gehen. Denn auch sonst faehrt die „Filmkampfmaschine“ mit ueber Ich, dem lieben Gott und der braven Goldmarie aus dem bekannten Maerchen allerlei schwere Bildgeschuetze auf. Und doch geht das Konzept ueberraschend leicht und unterhaltsam auf. Denn das Dresdner Kuenstlerpaar Harriet und Peter Meining alias norton.commander., das in seinem bisherigen Werk schon  zahlreiche Filmstoffe radikal zeitgenössisch dramatisiert und gedeutet hat, will nicht mit dem Hammer moralisieren, sondern stellt lieber Fragen. Und meist gelingt das auch. Vor allem erweist sich das Duo auch in seiner neuesten Produktion als Meister der geschickt gebauten Montage. Da werdenNicht bur das Spielszenen gleichsam gegen einzelne Sequenzen aus Wolfgang Staudes Schwarzweisverfilmumh geschnitten werden, das das Geschehen auf der Buehne zwanglos mit Filmausschnitten, Musikeinspielungen und Soundeffekten sowie von Sprenger rezitierten Romanpassagen zu einer die verschiedenen Handlungs-und Abstraktionsebenen verknuepfenden Collage verwoben wird. Interviewszenen mit einem Major der Bundeswehr oder einem „Zipfeltraeger“ der studentischen Verbindung „Teutonia“ etablieren eine weitere Reflexionsebene und lassen die ohnehin werden, das das Geschehen auf der Buehne zwanglos mit Filmausschnitten, Musikeinspielungen und Soundeffekten sowie von Sprenger rezitierten Roman- durchlaessige und mehrfach gebrochene Grenze zwischen Realitaet und Fiktion mehrt und mehr verschwimmen. Das ist schon immer die Handschrift von Norton.Commander. gewesen, und man kommt nicht umhin zu sagen: Das ist einfach gut gemacht. Und wenn am Ende der Schoepfer hoechstpersoenlich all die grossen Fragen nach Moral und Tugend, nach Macht und Herrschaft und Gehorsam entscheiden mag, dann darf man darin zwar die kaum verkausulierte Moral von der Geschichte sehen. Doch in erster Linie ist es komisch. Denn waehrend fuer den Diederich des „Untertans“ Gott sich noch dort finden liess, wo der Erfolg ist, hat er hier von Kunst und vom Theater nicht den blassesten Schimmer. Und haelt sich einfach raus. „Und?“ wird Veit Sprenger als Performer vor seinem Herrgott stehend endlich fragen ? „Was und? „ so die lapidare Antwort, mehr hat der Schöpfer nicht zu sagen. Stattdessen bleibt der Vorhang und mit ihm alle Fragen offen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die formale Eleganz und ironische Laessigkeit von Norton-Commander- Auffuehrungen taeuschen nicht wirklich darueber hinweg, dass in diesen Stuecken so grosse wie, teilweise, unschoene Dinge verhandelt werden. Diesmal vor allem: Wie der Mensch mit dem Menschen umgeht. Das kennt man; und wuerde es lieber nicht kennen. Frankfurter Rundschau Harriet und Peter Meining und Veit Sprenger machen auf hohem Reflexionsniveau und bei niedriger Gaudi Schwelle ein Theater das alle avantgardistischen Ausrufezeichen gestrichen hat. Gespielt wird mit lauter Fragezeichen. Wenn sich Kunst verkauft, weil Sie subversiv ist, ist sie dann noch subversiv? Willkommen im erfolgreichen Fun Themenpark der Subversivität! Das ist ein Systemproblem und ein herrlicher Streich!

Tagesanzeiger Zürich
Herrscher und Untertanen im Kunstbetrieb.Burschenschafter, ein Offizier der Bundeswehr und Film - Agenten geben dem Künstler Anregungen für den ultimativen Erfolg.
Filmkampfmaschine ist eine ironische Montage, die sich an Motiven aus Heinrich Manns "Der Untertan" orientiert und dabei einen Assoziationsbogen von Autorität über Herrschaft bis zur Rolle des Künstlers im ökonomischen Räderwerk der Gesellschaft spannt. Taktiktraining und Sturmbahn stehen ebenso auf dem Programm wie gefühlvolle Keyboardklänge und Zwiegespräche mit dem lieben Gott.